Siebtes Semester. Sieben von (hoffentlich) acht. Das sollte sich eigentlich wie Endspurt anfühlen, aber nach dem letzten, für viele von uns, überaus herausfordernden Semester stellt sich inzwischen nur noch die Frage, wo kann mensch Zeit kaufen?! Ich mache dafür auch Bitcoins klar.

Mit diesen und artverwandten Gedanken bin ich in die erste Lektion des Herbstsemesters 2021 spaziert – BAIN, oder für Nichteingeweihte, Bibliotheks- und Archivinformatik. Direkt von der Lohnarbeit in die Fachhochschule zurück, musste ich nicht zum ersten Mal umstellen. Hier findet wieder ein Rollenwechsel statt. Vom Erklären, Verhandeln, Anleiten und Vorausdenken im Job zum konzentrierten Zuhören und Warten was als nächstes passiert. Habe ich auch ja nichts Wichtiges verpasst? In meinem Beruf als Kino- und Filmtechnikerin bin ich zwar mit Kinosystemen, Audioanlagen, Videokonvertierung in Kinoformate, Bearbeitung von Audio- und Untertitelstreams und ähnlichem konfrontiert, jedoch muss ich in den seltensten Fällen im Terminal arbeiten, noch bin ich in den genannten Systemen je auf der Root-Ebene unterwegs. Ein Grossteil spielt sich in meinen Arbeitsprozessen auf Interfaces ab. Die Verwendung von RAID-Storages, NAS, Netzwerken, Datenbanken oder die Zusammenhänge von Kinosystemen kenne ich aus Sicht einer etwas besser informierten Anwenderin, aber nicht als Erstellerin. Einzig die Software ffmpeg, sozusagen das Schweizer Taschenmesser der Videokonvertierung auf Mac-Betriebssystemen, zwang mich vor einigen Jahren im Terminal zu arbeiten. Als dafür endlich ein GUI zur Verfügung gestellt wurde - zuerst mit iffmpeg, inzwischen ersetzt mit ff-Works – habe ich das mühsame learning by doing im Terminal dankbar bei Seite gelegt. In einem Praktikum im Filmarchiv Austria in Wien bin ich diesen Sommer auf das in diesem Bereich anspruchsvolle Thema Storaging gestossen. Die Digitalisierung von Analogfilm produziert Datenvolumen von gigantischem Ausmass. Ein professionell digitalisierter normaler Langspielfilm à 100 Minuten erreicht gut und gerne zwischen 100 und 200 GB an Datenvolumen. Da Filmarchive in aller Regel verhältnismässig wenig Geld zur Verfügung haben, müssen dafür praktikable und dennoch kostensensible Lösungen gesucht werden. Natürlich existieren Server und Storage-Server, jedoch wurden diese, soweit ich das mitbekommen habe, vor allem für laufende Arbeitsprozesse, dass heisst als Zwischenlager für Projekte, eingesetzt. Speicherplatzkapazitäten waren im Archivalltag ein ständiges Thema. Eine Storage-Serverfarm würde das Budget zumindest dieses Filmarchivs sprengen. LTO-Bänder (Linear Tape Open) sollen hier die Lösung bieten. Diese sind zwar auch nicht günstig und mit einem Upgrade auf die etwa alle zwei Jahre folgende neue Generation an LTO stellt sich wiederkehrend die Frage, woher die Arbeitszeit nehmen um die bereits existierenden älteren Bänder auf die aktuellste Generation zu transferieren? Doch davon abgesehen haben sich LTO-Magnetbänder mit einer erwarteten Lebensdauer von 20-30 Jahren mittlerweile in einigen Filmarchiven durchgesetzt – so auch in Wien. Selbstverständlich liegt das Hauptaugenmerk von Filmarchiven in der Regel auf der Lagerung von Analogfilm. Der Digitalisierungsprozess in der Form und mit den Qualitätsansprüchen, wie wir sie heute kennen, sowie die dadurch benötigten Systemlandschaften, sind in dieser Branche noch relativ jung und zuweilen noch nicht ganz ausgereift. Das könnte vielleicht mein Anschluss an dieses Fach sein – wer weiss…