Immer wieder Freitag

Freitag wird zum BAIN-Tag. In der fünften Unterrichtseinheit zieht die Komplexität der Informationssysteme etwas an. Es wurden in kurzer Zeit eine Reihe an Plattformen und Software für Archivinformationssysteme besprochen. Um in dem ganzen who is who etwas aufzuräumen musste ich mir Teile des Unterrichts im Nachhinein noch einmal zu Gemüte führen.

Nach dem Feedback zu der Übungsaufgabe aus der letzten Lektion begann der anderthalbste Neueinstieg in die Thematik Archivinformationssysteme. In der vorangegangenen Unterrichtseinheit hatten wir uns bereits mit den in Europa gängigen Archivstandards ISAD(G) und ISAAR(CPF) auseinandergesetzt und auch schon einen kurzen Vergleich zwischen Ansprüchen von Bibliotheken vs. Ansprüchen von Archiven an ihre Informationssysteme angestellt. Dieser wurde nun etwas dezidierter wiederholt. Bibliotheken bieten Medien zur Nutzung, müssen vergleichsweise weniger auf die Konservierung ihrer Medien achten und benötigen geeignete Findmittel um die Ausleihe häufig abertausender von Artikeln für alle so niederschwellig wie möglich zu gestalten. Auch wenn MARC21 nicht der Weisheit letzter Schluss ist, sind Bibliotheken bisweilen mit diesem Austauschdatenformat gut bedient. Archive wiederum sind nicht in erster Linie auf Ausleihe ausgerichtet, ihr Kerngeschäft ist das Konservieren, das Bewahren und Objekte in ihrem Entstehungszusammenhang Strukturieren. Die zumeist Einzelbestände bringen andere Ansprüche an Metadaten mit sich, entsprechend werden andere Datenformate, wie bspw. EAD, verwendet.

Im «Marktüberblick Archivsysteme» traten eine Reihe von Anbietern und Softwaremarken auf. Während ArchivesSpace bisweilen die grösste Anwender:innen-Community in den USA hat, wirkt auf dem schweizerischen Markt das im Aargau beheimatete Unternehmen Docuteam. Sie arbeiten mit der Open Source-Software AToM (Access to Memory), welches ich für eine Demo-Übung im Unterricht jedoch nicht zu eignen scheint. Weitere Anbieter in der Schweiz sind ScopeArchiv sowie CMI AIS.

Als Nächstes trafen wir auf alte Bekannte: Repository-Systeme an Hochschulen und Universitäten. Im letzten Herbstsemester hatten wir im Rahmen eines Seminars bereits das Vergnügen uns ausgiebig mit Current Research Information Systems, auch liebevoll CRIS genannt, auseinandersetzen zu dürfen. Um CRIS zu verstehen, brauchte es zunächst einiges an Klärungsbedarf bezüglich der unterschiedlichen Open Access-Varianten und -Strategien sowie auch zu Repositorien, wie sie mittlerweile an sehr vielen Hochschulen betrieben werden. Eine verständliche Abgrenzung von Open Access-Repositorien für Publikationen, Forschungsdatenrepositorien und das Sammeln von Forschungsinformation, wie wir sie in dieser BAIN-Lektion bekommen haben, hätte mir bei der Seminararbeit das Leben um ein Vielfaches erleichtert. Nebst den unterschiedlichen Zwecken und Anspruchsgruppen wurde mir auch erst jetzt deutlich, dass die technischen Herausforderungen verschieden sind. Forschungsdaten können je nach wissenschaftlicher Disziplin grosse und auch eigenartige Daten und Datenmengen hervorbringen, während .pdf-Publikationen in Open Access-Repositorien die Systeme in Sachen Speicherkapazität und Datenverarbeitung nicht allzu sehr fordern. Forschungsinformation wiederum ist lediglich Metainformation zu Projekten, Forscher:innen, Patenten etc. und wird eher für Statistiken, strategische Entscheide auf Managementebene, Marketingzwecke und dem, von Wissenschaftler:innen sehr oft kritisch betrachteten, «Vermessen der Wissenschaft» (Stichwort Impact Factor) gebraucht.

Abschliessend zu diesem Themenblock bekamen wir einen kurzen sneak peek in die vom CERN entwickelte Plattform Zenodo, welche mit der Software Invenio läuft und vor allem ressourcenschwächeren Hochschulen die Möglichkeit bietet sich darauf eigene Repositorien anzulegen.

Im letzten Unterrichtsdrittel beschäftigten wir uns mit der Open Source-Software DSpace, welche das Betreiben eines eigenen Repositories und/oder Publikationsservers ermöglicht. DSpace verwendet unter anderem den XML-basierten Metadatenstandard Dublin Core, welcher, im Vergleich zu MARC21, viele Anpassungsoptionen offen lässt. DSpace wurde sehr detailliert und zuweilen sehr technisch auseinandergesetzt. Die mannigfaltigen Möglichkeiten mit der Schnittstellenfunktion REST API habe ich jetzt zwar mal gehört, aber bei dem Versuch das wiederzugeben sinkt mein Haupt unweigerlich auf die Tastatur. Ich bin zuversichtlich, dass sich andere Studierende in diesem Kurs dafür mehr begeistern können.