Letzte Runde

Im neunten und letzten BAIN-Block befasste wir uns noch etwas mit Discoverysystemen und schliesslich, und leider nur sehr kurz, mit Linked Data.

Bezüglich der Discoverysysteme sollten die Aspekte Interface und Index zu unterschieden werden. Während es für Interfaces diverse Anbieter:innen (z.B. VuFind) gibt, werden Indizes von wenigen meist grossen Unternehmen angeboten. EBSCO, ExLibris & Co. legen ihre Indizes nicht lokal in Discoverysystemen ab, sondern führen zentrale Indizes, auf welche Discoverysysteme zugreifen. Es existieren Alternativen wie K10Plus-Zentral oder finc, wobei finc von einer Anwender:innengemeinschaft aufgebaut und gepflegt wird. Deren Angebot ist gegenüber ExLibris und Konsorten schlichtweg kleiner.

Um der intensiven Auseinandersetzung mit Bibliotheks- und Archivsystemen schliesslich ein Berufsbild entgegenzuhalten, welches dieses breite Wissen in Lohnarbeit übersetzt, durften wir den Dozenten bei ihrem beruflichen Dasein neben der Hochschullehre etwas über die Schulter schauen. Sie sind u.a. an der Konzeption und Umsetzung der Entwicklung des Online-Katalogs vom Deutschen Literaturarchiv Marbach beteiligt gewesen und mussten dafür einen Weg finden nach unterschiedlichen Standards erschlossene Teilbestände zusammenzuführen und die Daten zu homogenisieren. Bei der Vorstellung, dass ich zur Aufgabe haben könnte für so ein Mammutprojekt Datenschemata zu entwerfen schläft mir das Gesicht ein, aber ich verstehe nach diesem Kurs was da gemacht wurde und sehe den Sinn oder, im FHGR-Sprech, Mehrwert dahinter.

Schliesslich und endlich, leider fast nur ein Anhängsel an diesem Kurs, Linked Data. Behandelt wurden die derzeit in Entwicklung befindlichen Metadaten-Modelle BIBFRAME und RiC. BIBFRAME kommt, wie der Name schon vermuten lässt, aus dem Bibliotheksbereich und wurde, wie so viele Initiativen in dieser Branche, aus der ressourcenreichen Library of Congress angestossen. Ziel von BIBFRAME ist die Ablösung vom etwas rigiden MARC21-Format. Um es kurz zu machen, weil ich sonst wieder die 4000 Zeichen-Vorgabe sprenge, die konzeptionellen Grundlagen sind FRBR (Functional Requirements for Bibliographic Records) und RDA (Resource Description and Access). Ersteres beinhaltet die Ressourcenbeschreibung und Strukturierung der Daten. Es werden nicht mehr alle Angaben in ein Datenpaket gepackt, sondern in separaten Datensätzen miteinander verknüpft. Dabei wird nach «Model» – was wird beschrieben, und «Vocabulary» - wie wird beschrieben, unterschieden. Es werden die Ebenen Work, Instances und Item zur Verfügung gestellt um Objekte zu beschreiben, einzuordnen und mit Eigenschaften oder Ereignissen zu verknüpfen. Eigenschaften voneinander zu trennen und Datensätze alleinstehend zu gestalten um sie über Verknüpfungen zu verbinden, entspricht dem Grundprinzip von BIBFRAME. Damit müssen Änderungen nur noch an einer Stelle gemacht werden, Redundanzen fallen in einer idealen Umsetzung weg und es gibt insgesamt einen besseren Datenüberblick. Auf RDA basierend ist das Vocabulary aufgebaut. Classes und Properties ergeben nach bestimmten Regeln gestaltet eine Ontologie, wobei hierarchische Strukturen weiterhin möglich und oft sinnvoll sind.

RiC (Records in Context) ist dem BIBFRAME-Prinzip sehr ähnlich, aber noch weniger weit ausgearbeitet. Problematisch sind die Ausgangsdaten, denn ISAD(G) bringt streng hierarchisch angeordnete Daten hervor und untersagt die Mehrfachplatzierung von Elementen. Zudem sind im Archivbereich Normdaten nicht sehr verbreitet. Das bedeutet sehr viel Arbeit, um die bestehenden Daten in Ontologien zu überführen – dabei fragt sich, wer das umsetzen kann und wie das finanziert wird. Ziel ist es zukünftig den Datenaustausch über die Sparten Bibliothek, Archiv und Museum zu ermöglichen und dabei Datenkonsistenz zu erhalten.